Bis 1909 badeten Mann und Frau getrennt. Der Damenbadestrand lag um die Jahrhundertwende vor der Kaiserstraße, vom Herrenbadestrand vor der Georgshöhe durch eine neutrale Zone getrennt. Das Betreten des Damenbadestrandes oder der Promenade am Damenbadestrand war Männern während der Badezeit strikt verboten und wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe geahndet.
Am Herrenstrand waren Badediener anwesend, die die Badekutschen bedienten und auch das Duschen bei den Gästen vornahmen. Das Baden mithilfe eines Badedieners war jedoch nichts für Zartbesaitete: „Bist Du nämlich aus dem Bereiche der brandenden Wogen zurückgetreten, so beginnt der Badeknecht sein abscheuliches Bombardement. Er wirft Dir nämlich mit raffinierter Kunst zwei, drei Eimer Wasser so heftig über den Rücken, daß Du meinst, mit Feuer übergossen zu werden.“ (Brief eines Badegastes, 1853)
Um 1890 standen den Badenden am Herrenstrand insgesamt 160 Badekutschen zur Verfügung. Zudem war eine Wartehalle aufgestellt. Täglich wurde von 5 Uhr morgens bis 14 Uhr gebadet, die empfohlene Badezeit war zwei Stunden vor der Flut und eine Stunde nach der Flut. Um die richtigen Badezeiten zu wissen konnte der Gast für 50 Pfennig die „Fluttabelle“ kaufen, ein kleines Heftchen mit Hinweisen zu den besten Badezeiten, den Fährzeiten und den amtlichen Preisen.
Bei den Badedienern sowohl am Damen- als auch am Herrenstrand hatten sich nun zwei „Berufe“ herausgebildet: die der „Karrenschieber“ und die der „Rothosen“, die für die Bedienung der Badenden zuständig waren: beim An- und Auskleiden, beim Übergießen mit Wasser und beim zu Hand gehen bei schwächeren Gästen.
1904 wurde am Herrenbad ein Luft- und Sonnenbad eingerichtet: „Durch die am Herrenbadestrande eingerichteten Luft- und Sonnenbäder hat die Badeverwaltung den mehrfach geäußerten Wünschen des Publikums Rechnung getragen. Es hängt von der Benutzung dieser Einrichtung [am Herrenstrand] ab, ob dieselbe erweitert und demnächst auch auf den Damenbadestrand übertragen werden soll.“ Dieses Luft- und Sonnenbad war so erfolgreich, dass bereits ein Jahr später auch am Damenbad ein solches eingerichtet wurde. Die Preise waren die gleichen wie für ein Bad im Meer: 1 Mark inkl. Badelaken. Für die Luftbadenden standen die Auskleidezellen in den festen Badezelten zur Verfügung, die Badekarren waren für Seebadende vorgesehen.
„Seit einigen Jahren werden von unsern Kurgästen in immer steigender Zahl Luft- und Sonnenbäder am Strande genommen, deren Wirkungen von vielen Personen als außerordentlich heilkräftig gepriesen werden. Die starke Einwirkung dieser Bäder auf die Haut, die Möglichkeit ihrer individuellen Dosierung und die eventuelle Kombination mit Seebädern lassen sie als einen wichtigen unentbehrlichen Heilfaktor erscheinen.“