Gestern reiste eine kleine Delegation von Norderney nach Hannover, um mit dem Niedersächsischen Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi über die Zukunft des Norderneyer Krankenhauses zu sprechen. Dieser Termin kam auf Initiative des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Harms und durch die schnelle und beherzte Reaktion der SPD-Landtagsabgeordneten Karin Emken zustande, die Norderney in ihrem Wahlbezirk vertritt.
Neben den weiteren Fraktionsmitgliedern Thomas Blömer und Axel Stange waren auch Bürgermeister Frank Ulrichs sowie Krankenhausgeschäftsführer Uwe Peters und die Betriebsratsvorsitzende Andrea Heckelmann dabei.
Inmitten der gut gefüllten Tagesordnung der Plenarsitzung im Landtag stand am späten Donnerstagnachmittag nur ein kleines Zeitfenster mit Minister Philippi zur Verfügung, das effektiv genutzt wurde. Dieser hatte zur fachlichen Unterstützung seinen persönlichen Referenten Christian Ritter sowie den für das Krankenhauswesen seit über zwei Jahrzehnten zuständigen Referatsleiter und „Norderney-Kenner“ Dr. Boris Robbers mitgebracht.
Insofern war die Situation rund um das vorläufige Insolvenzverfahren des Norderneyer Krankenhauses bekannt. Bürgermeister Frank Ulrichs schilderte die schwierige Lage und die begrenzten Möglichkeiten der Insel, ein solch komplexes Problem allein zu bewältigen.
Minister Philippi gab eingangs zu verstehen, dass die insolvenzrechtliche Gesamtsituation jedwedem Hilfeversuch seitens des Landes zunächst im Wege stünde und das Land, solange ein solches Verfahren das Krankenhaus belaste, kaum handlungsfähig sei. Deshalb müsse vordringlich daran gearbeitet werden, das Insolvenzverfahren zu überwinden, die Gründe für die Insolvenz auch langfristig zu beseitigen und Perspektiven zu erarbeiten.
Positiv hob der Minister hervor, dass das Norderneyer Krankenhaus als „Sicherstellungshaus“ eingestuft sei und somit einen gewissen Schutz genieße. Diese Häuser gelten als unerlässlich und sollen durch die geplante Gesundheitsstrukturreform gestärkt werden. Auch wenn konkrete Auswirkungen derzeit noch hypothetisch seien, weil noch keine Rechenmodelle verfügbar sind, könnten sich daraus durchaus Chancen für das Krankenhaus ergeben.
Für langfristige Planungen sei es ebenso immens wichtig, die künftige Trägerschaft zu klären. Wie auch schon auf Norderney seit längerem diskutiert, wird eine solide Trägerschaft auch in der Landeshauptstadt als wichtige Voraussetzung angesehen.
Insofern könnte die Stadt Norderney als Träger in Frage kommen, wenn dafür ein verlässlicher und wirtschaftlich tragfähiger Rahmen erarbeitet wird.
Die Betten der Grund- und Regelversorgung der chirurgischen und inneren Abteilung, zurzeit 19, werden von den Experten als grundsätzlich notwendig und unproblematisch betrachtet. Die insgesamt 65 Betten des Hauses müssten aber bei einer Auslastung der dermatologischen Abteilung zwischen 30 und 40 Prozent hinterfragt werden, was auch von den Norderneyer Fachleuten so gesehen wird. An einer deutlichen Bettenreduzierung und damit an einer Anpassung an die realen Verhältnisse käme man nicht vorbei.
Auch die baulichen Gegebenheiten des Krankenhauses kamen zur Sprache. Das Gebäude aus den sechziger Jahren entspricht nicht mehr den Anforderungen eines modernen, wirtschaftlichen Betriebs. Ein bloßer Neubau ohne strukturelle Neuausrichtung würde kaum die gewünschten Effekte erzielen. Daher ist eine grundlegende Umstrukturierung notwendig, um langfristig eine tragfähige Lösung zu schaffen.
Unter diesen Voraussetzungen könnte sich das Land sogar vorstellen, den Bau eines neuen, bedarfsgerechten Krankenhauses auf Norderney finanziell maßgeblich zu fördern – ein Vorschlag, der bei den Vertretern der Insel auf große Freude und Zustimmung stieß. Bis dahin sind jedoch noch einige Herausforderungen zu bewältigen.
Abschließend bekräftigten die Vertreter des Ministeriums ihre Bereitschaft, das Krankenhaus gemeinsam mit der Insel in eine sichere Zukunft zu führen. Es geht nicht um das “Ob”, sondern nur um den “Weg” dorthin.
Mit diesen sehr erfreulichen Aussichten sind die Insel-Vertreter am späten Donnerstagabend gegen 22 Uhr wieder nach Norderney zurückgekehrt. Jetzt heißt es also zunächst, alles dafür zu tun, die Insolvenz zu überwinden und die Weichen für die Zukunft zu stellen.