Aktionen zum Tag gegen Gewalt an Frauen

Internationaler Tag "NEIN zu Gewalt an Frauen"



Am 25. November werden bundesweit anlässlich des „Internationalen Tages NEIN zu Gewalt an Frauen“ vor den Rathäusern die Fahnen von Terre des Femmes „frei leben- ohne Gewalt“ gehisst. So auch in den Kommunen des Landkreises Aurich. Wie bereits in den Vorjahren macht ein Aktionsbündnis, bestehend aus der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsbeauftragter, dem Frauenhaus, der Polizei, der Opferhilfe und andere Gruppen, wieder mobil und verteilt Notfallkarten und weitere Informationen. Die roten Notfallkarten waren bereits in den letzten Jahren sehr begehrt. Sie enthalten wertvolle Tipps und eine Aufstellung der regionalen Hilfeeinrichtungen. Hier finden Frauen, Kinder, aber auch Männer Institutionen, die ein offenes Ohr für ihre Fragen haben.

 

Silke Krantz-Rewerts, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Aurich:

 

„Wir beteiligen uns an der bundesweiten Aktion und wollen darauf aufmerksam machen, dass häusliche Gewalt auch im Landkreis Aurich ein Thema ist. Außerdem werden landkreisweit Kugelschreiber mit dem Aufdruck „Gewaltfrei leben im Landkreis Aurich“ verteilt. Es ist uns sehr wichtig die Bürgerinnen und Bürger dahingehend zu informieren, was häusliche Gewalt ist und wo man Hilfe bekommen kann.“

 

Das Thema Gewalt ist auch in vielen Familien im Landkreis Aurich gegenwärtig. Häufig enden diese familiären Übergriffe in einer Katastrophe, wie in den letzten bekannt gewordenen Fällen. Die Mehrzahl der Fälle ereignet sich jedoch unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Oft werden Anzeichen von anderen Familienangehörigen, Nachbarn, Freunden oder dem Hausarzt wahrgenommen. Aufgrund von Verunsicherungen wird das Problem verharmlost. Da jeder Fall und jede Familie verschieden ist, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten häuslicher Gewalt zu begegnen. Die örtlichen Beratungsstellen geben nützliche Informationen.

 

Irene Pflüger, Frauenberatungsstelle bei Gewalt:

 

„Im DRK Schutz- und Beratungszentrum erhalten jährlich ca. 700 Betroffene von häuslicher Gewalt Unterstützung. Es handelt sich hierbei um Schutz und Unterkunft im Frauen- und Kinderschutzhaus, um die ambulanten Beratungen der Frauenberatungsstelle und die Meldungen in der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS). Die Dunkelziffer ist hoch.

Auch andere Einrichtungen im Landkreis Aurich bieten Hilfe bei häuslicher Gewalt. Auf den Notfallkarten sind diese Einrichtungen mit Telefonnummern aufgelistet. Wichtig ist, dass Betroffene oder Angehörige mit einer dieser Fachstellen Kontakt aufnehmen. Dort können sie entweder direkt Hilfe bekommen oder werden an die passende Einrichtung weitervermittelt.

Je eher der Ausstieg aus dem Teufelskreis der häuslichen Gewalt gelingt, desto geringer sind die Risiken und Spätfolgen für die physische und psychische Gesundheit der Betroffenen und ihre Kinder.

Für Kinder ist es besonders wichtig, dass sie lernen, dass Gewalt in der Familie nicht akzeptabel ist. Andernfalls besteht die Gefahr der Weitergabe der vorgelebten Verhaltensmuster.“

 

Die Botschaft des 25.11. lautet: „Gewaltfrei leben!“ Das Auricher Aktionsbündnis macht deutlich, dass dies auch eine gesellschaftliche Aufgabe beinhaltet. Birgit Ehring-Timm, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Aurich, sieht in der Gesetzesänderung des § 177 STGB in diesem Jahr einen Meilenstein zur Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung:

 

„Frauen sind oft durch die überraschenden sexuellen Übergriffe in einer Schockstarre und nicht in der Lage aktiven Widerstand zu leisten. Nun werden sexuelle Handlungen bereits dann als Straftat gewertet, wenn sich das Opfer „nur“ verbal und nicht aktiv körperlich gewehrt hat. Nun gilt endlich: NEIN heißt NEIN. Frauen bestimmen selbst über ihren Körper und darüber, wer ihn anfassen darf. Nach dem neuen Gesetz wird jede nicht einverständliche sexuelle Handlung unter Strafe gestellt. Dafür haben viele Generationen von Frauen gekämpft!“

 

Durch folgende Aktionen macht das Aktionsbündnis auf das Thema „Gewaltfrei leben“ im Landkreis Aurich aufmerksam:

 

Aurich, Landkreis Fahnenhissung, 10:00 Uhr vor der Polizeiinspektion Aurich/Wittmund

Lesung: Sineb El Masrar, 01.12.2016, 19:30 Uhr KVHS Aurich

Aurich, Stadt Fahnenhissung

Verteilaktion: 25.11.2016, 10:30 Uhr Innenstadt

Brookmerland Fahnenhissung: 25.11.2016, 8:15 Uhr Rathaus

Dornum Verteilaktion: 28.11.2016, vormittags Aldi, Edeka, Netto

Großefehn Fahnenhissung

Verteilaktion

Großheide Verteilaktion: Stüri, Maltzahn und Grundschule

Hage Fahnenhissung

Verteilaktion

Hinte Fahnenhissung

Verteilaktion: 25.11.2016, 12:30 Uhr Combi

Ihlow Fahnenhissung

Verteilaktion: 25.11.2016, 15:00 Uhr Markant Riepe

Juist Fahnenhissung

Krummhörn Fahnenhissung: 25.11.2016, 9:00 Uhr Rathaus

Norden Fahnenhissung

Verteilaktion: 26.11.2016, 11:00 Uhr

Norderney Fahnenhissung: Conversationshaus, 25.11.2016, 11:00 Uhr;

Verteilaktion: 23.11.2016, 10:30 Uhr Wochenmarkt,

25.11.2016, 7:15 Uhr Anleger, danach im Ort

Südbrookmerland Fahnenhissung: 23.11.2016, 18:30 Uhr

Verteilaktion: 25.11.2016, 9:30 Uhr Combi Victorbur

Wiesmoor Fahnenhissung: 9:00 Uhr Rathaus

Verteilaktion: im Anschluss Stadt /Markt ab Mittag Passage Kaufhaus Behrends

 

 

Zum Hintergrund noch einige Zahlen, Daten und Fakten zur Gewaltbetroffenheit von Frauen.

 

Für Deutschland gibt es seit 2004 eine repräsentative Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Gewalt gegen Frauen mit folgenden Ergebnissen:

• 40% der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.

• 25% der in Deutschland lebenden Frauen haben Gewalt durch aktuelle oder frühere Beziehungspartner erlebt.

• 13% der in Deutschland lebenden Frauen haben seit dem 16. Lebensjahr strafrechtlich relevante Formen sexueller Gewalt erlebt.

• 42% der in Deutschland lebenden Frauen haben psychische Gewalt erlebt, z.B. Einschüchterung, Verleumdungen, Drohungen, Psychoterror.

• Gewalt gegen Frauen wird überwiegend durch Partner oder Expartner und im häuslichen Bereich verübt.

• Frauen in Trennungs- oder Scheidungssituationen sind besonders gefährdet, Opfer von Gewalt durch den (Ex)Partner zu werden.

• Mehr als die Hälfte der von körperlicher Gewalt betroffenen Frauen hat körperliche Verletzungen aus Übergriffen davongetragen, von diesen hat ein Drittel deshalb medizinische Hilfe in Anspruch genommen.

• Je nach Gewaltform haben 56% bis 80% der Betroffenen psychische Folgebeschwerden davongetragen (Schlafstörungen, Depressionen, erhöhte Ängste etc.). Besonders hoch war der Anteil bei psychischer und bei sexueller Gewalt.

• Kinder sind oft von Anfang an in das Gewaltgeschehen gegen die Mutter involviert. 20% derjenigen Frauen, die in ihrer letzten Partnerschaft Gewalt erlebt haben, gaben die Geburt als das gewaltauslösende Ereignis an, weitere 10% die Schwangerschaft.

• Gewalt markiert im Leben der Frauen oft einen Bruch mit den gewohnten Beziehungs- und Lebensbezügen, auch wenn der Täter nicht der Partner ist (z.B. Trennung, Wohnungswechsel, Kündigung des Arbeitsplatzes).

• 37% der von körperlicher und 47% der von sexueller Gewalt Betroffenen haben mit niemandem darüber gesprochen. Die Anteile sind noch höher, wenn der Täter der aktuelle oder frühere Beziehungspartner ist.

• Wenn Frauen über die erlebte Gewalt sprechen, dann zuerst und am häufigsten mit Personen aus ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld.

(Quelle: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe)